Isolierte Fraktur des Processus coracoideus
On November 21, 2021 by adminAbstract
Korakoidfrakturen sind seltene Frakturen. Im Schultergürtel gehen Frakturen des Processus coracoideus in der Regel mit einer Luxation des Schultereckgelenks oder des Glenohumeralgelenks, des Scapula-Korpus, der Clavicula, einer Humerusfraktur oder einem Riss der Rotatorenmanschette einher. Korakoidfrakturen können übersehen werden, und die Behandlung von Frakturen des Processus coracoideus ist nach wie vor umstritten. In diesem Beitrag stellte sich ein 34-jähriger Arbeiter in der Notaufnahme vor und klagte über Schmerzen und Bewegungseinschränkungen in der linken Schulter nach einem Verkehrsunfall. Im direkten Röntgenbild und in der Computertomographie wurde eine Fragmentfraktur an der Basis des Processus coracoideus festgestellt. Neben der Korakoidfraktur wurde auch eine Unterkieferfraktur festgestellt. Der Patient wurde zur Operation beider Frakturen eingewiesen. Nach offener Reposition erfolgte die Fixierung mit einer 3,5-mm-Kanülenschraube und Unterlegscheibe. In der 6. postoperativen Woche wurde die Knochenunion festgestellt. Der Patient kehrte schmerzfrei und mit voller Gelenkbeweglichkeit in seinen früheren Beruf zurück. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass im vorliegenden Fall einer isolierten fragmentierten Fraktur des Processus coracoideus mit minimaler Verschiebung bei einem Patienten, der schwere körperliche Arbeit verrichtete, eine Operation vorgezogen wurde, da man davon ausging, dass insbesondere aufgrund der Kräfte, die um das Korakoid herum wirken, eine Nonunion auftreten könnte.
1. Einleitung
Korakoidfrakturen sind seltene Frakturen. Im Schultergürtel gehen Frakturen des Processus coracoideus in der Regel mit einer Luxation des Schultereckgelenks oder des Glenohumeralgelenks, einer Fraktur des Schulterblattkörpers, einer Fraktur des Schlüsselbeins, einer Fraktur des proximalen Endes des Humerus oder einem Riss der Rotatorenmanschette einher. Korakoidfrakturen können übersehen werden, und die Behandlung von Frakturen des Processus coracoideus ist nach wie vor umstritten. In dem hier vorgestellten Fall handelt es sich um eine isolierte Fraktur des Processus coracoideus, die chirurgisch behandelt wurde.
2. Fallbericht
Ein 34-jähriger Arbeiter stellte sich in der Notaufnahme vor und klagte über Schmerzen und Bewegungseinschränkungen in der linken Schulter nach einem Verkehrsunfall. Bei der körperlichen Untersuchung wurden Ekchymosen und Sensibilität in der linken Schulter, eingeschränkte Schulterbewegungen und Sensibilität im Kiefer festgestellt. Die Ergebnisse der neurovaskulären Untersuchung waren normal. Im direkten Röntgenbild und in der Computertomographie (CT) wurde eine Fragmentfraktur an der Basis des Processus coracoideus festgestellt (Abbildungen 1 und 2). Zusätzlich zur Korakoidfraktur wurde eine Unterkieferfraktur festgestellt. Der Patient wurde zur Operation beider Frakturen eingewiesen. Nach einer Inzision entlang der Langer’schen Linie am Processus coracoideus wurde die Frakturlinie erreicht. Nach der offenen Reposition erfolgte die Fixierung mit einer 3,5-mm-Kanülenschraube und einer Unterlegscheibe. Postoperativ wurde der Patient 2 Wochen lang mit einer einfachen Schulterschlinge nachbeobachtet. In den ersten 2 Wochen waren passive Gelenkübungen erlaubt; ab der 3. postoperativen Woche wurde mit aktiven Gelenkbewegungsübungen und ab der 5. Woche mit Übungen zur Stärkung der Schulter begonnen. In der 6. postoperativen Woche wurde die Knochenunion festgestellt (Abbildung 3). Der Patient kehrte schmerzfrei und mit voller Gelenkbeweglichkeit in seinen früheren Beruf zurück.
Präoperative Computertomographie (CT).
Präoperatives 3-dimensionales CT-Bild.
(a)
(b)
(a)
(b)
Postoperative Röntgenbilder aus der 6.Röntgenbilder (Fraktur bikortikal fixiert).
3. Diskussion
Isolierte Korakoidfrakturen sind äußerst selten. Alle Frakturen des Processus coracoideus machen etwa 1 % aller Frakturen und 2-13 % der Frakturen des Schulterblatts aus. Frakturen treten häufig an der Basis des Processus coracoideus auf und sind im Allgemeinen minimal verschoben und gehen mit Verletzungen des AC-Gelenks einher.
Korakoidfrakturen können leicht übersehen werden. Lal et al. in einem Fallbericht, in dem nicht operiert wurde, und Vaienti und Pogliacomi in einer Serie von 9 Fällen mit verzögerter Diagnose, wendeten eine konservative Behandlung an und zeigten diese Situation deutlich auf. In Fällen, in denen eine direkte Röntgenaufnahme nicht möglich ist, kann eine Computertomographie erforderlich sein. In einer Studie von Botchu et al. mit 7 Fällen wurde gezeigt, dass Frakturen des Processus coracoideus mit Ultraschall diagnostiziert werden können. In dem hier vorgestellten Fall wurde die Diagnose mittels CT gestellt.
Ein wichtiger Punkt im Zusammenhang mit Korakoidfrakturen sind die neurologischen Verletzungen, die mit der Fraktur einhergehen können. Neer stellte fest, dass es insbesondere bei Frakturen des Processus coracoideus zu einem Druck auf den Plexus brachialis und zu einer Lähmung des Nervus suprascapularis kommen kann, weshalb eine elektromyographische Untersuchung vor der Exploration empfohlen wird.
Die Behandlung von Frakturen des Processus coracoideus ist noch nicht eindeutig geklärt. Die Mehrzahl wird vorzugsweise konservativ behandelt. Bisherige Studien zu diesem Thema liegen meist in Form von Fallberichten oder Serien vor, die für andere nicht relevant sind. Die umfangreichste Studie in der Literatur zu Frakturen des Processus coracoideus wurde von Anavian et al. durchgeführt. 14 Frakturen des Processus coracoideus von 26 Patienten, einschließlich Frakturen des Scapulafortsatzes, wurden operiert, und bei allen Patienten wurden erfolgreiche Ergebnisse erzielt.
Als Indikationen für eine chirurgische Behandlung wurden eine schmerzhafte Nonunion, eine Verschiebung von >1 cm, eine gleichzeitige Scapulafraktur auf derselben Seite und das Vorhandensein von Verletzungen des superioren Schulter-Suspensions-Komplexes akzeptiert. In einer Studie von Lal und Bansal mit 22 Patienten, alle mit Korakoidfrakturen und verschiedenen Verletzungen des Schultergürtels, wurden 10 Patienten konservativ behandelt, und bei einem Patienten trat eine Nonunion auf. Spormann et al. operierten 3 Fälle von isolierten Frakturen des Processus coracoideus und erzielten erfolgreiche Ergebnisse. Subramanian et al. haben eine isolierte Fraktur des Processus coracoideus bei einer instabilen Schulter ebenfalls erfolgreich operiert. Garcia-Elias und Salo führten nach einer Schulterluxation eine Exzision durch und berichteten über eine Nichtheilung des Processus coracoideus. In Studien von Guttentag und Rechtine und Goos wurde eine konservative Behandlung von Korakoidfrakturen bei Sportlern und Patienten, die schwere körperliche Arbeit verrichten, angewandt und es wurden schlechte Ergebnisse erzielt. Im vorliegenden Fall, bei dem es sich um einen Bauarbeiter handelte, wurde trotz der minimalen Verschiebung eine Operation bevorzugt, und es wurden erfolgreiche Ergebnisse erzielt.
Bei Korakoidfrakturen kann eine chirurgische Fixierung mit offener Reposition und mit Schrauben durchgeführt werden. Auch wenn die am häufigsten verwendete Methode der anteriore Zugang ist, kann eine indirekte Reposition und Fixierung auch mit einem posterioren Zugang erfolgen. In einer Studie von Bhatia wurde bei einer Fraktur des Processus coracoideus, die mit einer Verrenkung des AC-Gelenks einherging, eine fluoroskopisch gesteuerte perkutane Fixation durchgeführt. Im vorliegenden Fall erfolgte die Fixierung mit einer Schraube und einer Unterlegscheibe nach offener Reposition mit einem anterioren Zugang.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass im vorliegenden Fall einer isolierten fragmentierten Fraktur des Processus coracoideus mit minimaler Verschiebung bei einem Patienten, der schwere körperliche Arbeit verrichtet, eine Operation vorgezogen wurde, da man davon ausging, dass insbesondere aufgrund der Kräfte, die um den Processus coracoideus wirken, eine Nonunion auftreten könnte. Obwohl es sich um eine seltene Fraktur handelt, würden weitere multizentrische, randomisierte, kontrollierte Studien klarere Vorstellungen über die Wahl der Behandlungsalternativen liefern.
Interessenkonflikt
Alle Autoren haben keinen Interessenkonflikt offen zu legen.
Schreibe einen Kommentar